Friday, 3rd May 2024
3 Mai 2024

Prügelei mit Polizisten: DFB ermittelt gegen Hertha und den BVB


Die Randale von Anhängern der Hertha in Dortmund bleibt ein Thema, nicht nur bei der Staatsanwaltschaft. Auch der DFB ermittelt, der Vorstand des Verbandes wird sich mit der Fan-Gewalt beschäftigen. Die Aussetzung der Kollektivstrafe steht auf dem Prüfstand.

Die Ausschreitungen von Fans der Berliner Hertha beim Bundesligaspiel in Dortmund haben ein Nachspiel. Der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes wird sich am 7. Dezember mit der Fan-Gewalt beschäftigen. In dem Gremium sitzen die Präsidiumsmitglieder, die Landes- und Regionalchefs sowie Vertreter der Deutschen Fußball Liga und der Vereine. Derweil hat der DFB Ermittlungen eingeleitet und Borussia Dortmund sowie Hertha BSC aufgefordert, Stellungnahmen abzugeben. Liegen die vor, wertet der Kontrollausschuss sie und weitere Materialien wie Fernseh- und Videoaufnahmen und Sicherheitsberichte aus. Dann entscheidet der Ausschuss, wie es weitergeht. Dies könnte allerdings einige Wochen dauern.

Warum vermummt? Hertha-Fan im Westfalenstadion.

Die Prügelei von Berliner Fans mit der Polizei kurz nach Anpfiff der Partie zwischen Tabellenführer BVB und Hertha BSC (2:2) am Samstag hat die Debatte um Fanverhalten, Pyrotechnik und Sicherheit im deutschen Fußball angeheizt. Einige Hertha-Anhänger hatten hinter einem Choreo-Spruchband mit der Aufschrift "15 Jahre Hauptstadtmafia" gezündelt. Daraufhin schritt die Polizei ein. Die Herthaner lieferten sich eine Prügelei mit den Polizisten. Das Banner war beim Gastgeber angemeldet worden. Der Schaden im Westfalenstadion, wo auch sanitäre Anlagen zu Bruch gingen, beträgt laut "Kicker" etwa 50.000 Euro.

Die Polizei sei von den Ausschreitungen überrascht worden. "Wir haben ein Spiel mit geringem Risiko erwartet", sagte der Leiter des Einsatzes im Stadion, Edzard Freyhoff. Daher seien nicht genügend Polizisten im Einsatz gewesen, um mögliche Täter festzusetzen. Die Beamten seien mit Abwasserrohren geschlagen und mit Pyrotechnik beworfen worden, sagte Freyhoff. Sechs Polizisten seien leicht verletzt worden. Zudem seien 45 Stadionbesucher aus Berlin verletzt worden, darunter zehn durch das Vorgehen der Polizisten.

Aussetzung der Kollektivstrafe auf dem Prüfstand

Kritik der Fanhilfen beider Klubs am Vorgehen der Polizei wies Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange zurück. "Der Einsatz war geradezu zwingend – Abwarten wäre verheerend für alle folgenden Begegnungen gewesen. Es ging um die Verhinderung von Straftaten." Der Rechtsstaat könne nicht zulassen, dass Ultras in Stadien ihre eigenen Regeln durchsetzen. Ähnlich äußerte sich Herthas Geschäftsführer Michael Preetz zur Kritik der Fanhilfen: "Abenteuerlich, ich finde es abenteuerlich. Ich kann dazu nichts anderes sagen. Einen möglicherweise unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei mit Gewalt zu rechtfertigen, das muss mir mal einer erklären. Wir machen uns intensiv Gedanken, wie wir damit umgehen."

Sowohl bei Hertha BSC als auch beim DFB ist man optimistisch, aufgrund von zahlreichen Foto- und Videoaufnahmen möglichst viele Einzeltäter ermitteln zu können. Dennoch steht nach der Randale möglicherweise auch die Aussetzung der Kollektivstrafe wieder auf dem Prüfstand. Damit war der DFB den Fan-Organisationen entgegengekommen. Zuvor hatte das Sportgericht bei massiven Ausschreitungen immer wieder Zuschauer-Teilausschlüsse, so genannte Geisterspiele und wie im Fall von Dynamo Dresden 2011 sogar einen einjährigen Ausschluss aus dem DFB-Pokal verhängt. Hertha musste erst vor einem Jahr 100.000 Euro Strafe zahlen, weil die Fans im Pokalspiel gegen Rostock Pyros gezündet hatten.

Die Fan-Organisation "Unsere Kurve" sprach sich auch nach den Vorfällen von Dortmund vehement gegen Kollektivstrafen aus. "Ich halte nach wie vor nichts davon. Das würde an der Stelle viele Falsche treffen, schließlich waren auch hier Tausende im Block, die damit nichts zu tun hatten. Erwiesenermaßen bringt die Kollektivstrafe auch nichts", sagte Sprecher Jochen Grotepaß. Auch der BVB war bereits einmal von einer Kollektivstrafe betroffen. Nach Beleidigungen der Fans beim Bundesligaspiel gegen RB Leipzig wurde die 25.000 Zuschauer fassende Südtribüne für die Partie gegen den VfL Wolfsburg im Februar 2017 gesperrt.

Am Freitag wird vor dem DFB-Sportgericht eine andere Sache verhandelt, die den BVB ebenfalls betrifft: Dabei geht es um das Hass-Plakat von Borussia-Fans gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Die Anwälte des Milliardärs fordern laut "Bild"-Zeitung Sanktionen bis zu Punktabzügen. Klubchef Hans-Joachim Watzke hatte im ZDF gesagt: "Punkte abziehen? Das ist ja unfassbar. Ich habe bis heute nicht verstanden, wie so ein Riesenplakat in den Block kommen kann."

Trotz der Ausschreitungen von Hertha-Fans sieht man beim SV Darmstadt 98 vor dem Pokalspiel gegen die Berliner kein erhöhtes Risiko. "Wir stehen da wie vor jedem Spiel im Austausch mit dem Gastverein und mit der Polizeibehörden und sind daher auf alle Abläufe gut vorbereitet", sagte Vereinssprecher Jan Bergholz. Die Polizei stufte die Zweitrunden-Partie am Dienstag (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) nicht als Hochsicherheitsspiel ein.



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