Thursday, 16th May 2024
16 Mai 2024

Enthüllungen zum Fifa-Ausverkauf: DFB fordert „alle Fakten“ zu Milliarden-Plan

Fifa-Präsident Gianni Infantino muss seinen Alleingang erklären.


Seit Monaten will Fifa-Boss Gianni Infantino den Fußball-Weltverband auf eine ominöse 25-Milliarden-Offerte verpflichten. Die könnte, zeigen brisante Details, weitreichende Folgen haben. Der DFB fordert ein Ende des Versteckspiels. Der Druck auf Infantino wächst.

Nach der Enthüllung höchst pikanter Details zu Plänen für einen milliardenschweren "Ausverkauf" des Fußball-Weltverbandes durch Fifa-Präsident Gianni Infantino hat der DFB ein Ende des Versteckspiels gefordert. "Es kann nicht sein, dass jeden Tag über neue Gerüchte und Spekulationen gesprochen wird. Ich plädiere dafür, dass Infantino jetzt alle Fakten und Informationen auf den Tisch legt", sagte Präsident Reinhard Grindel, selbst Mitglied im Fifa-Rat, zu den neuesten Enthüllungen über dubiose Projekte des immer umstritteren Infantino. Rücktrittsforderungen schloss sich Grindel allerdings nicht an.

Seit dem Frühjahr versucht der Schweizer, seine Kollegen im Fifa-Rat zu einer Vorfestlegung auf eine ominöse 25-Milliarden-Dollar-Offerte von weiter unbekannten Investoren für die Einführung einer weltweiten Nations League und die Vergrößerung der Klub-WM zu drängen. Grindel und Co. lehnten ein solches Votum ohne Kenntnis weiterer Details trotz eines fragwürdigen 60-Tage-Ultimatums durch Infantino mehrfach ab und setzten die Gründung einer Arbeitsgruppe (Task Force) zur Aufklärung der kompletten Sachlage durch.

Die ist offenbar noch weitaus ominöser und weitreichender als befürchtet, wie die nun von "Süddeutscher Zeitung" und WDR auf Grundlage von vorliegenden Dokumenten veröffentlichten Details zeigen. Demnach erwägt Infantino für seinen dubiosen Deal nicht nur die Abtretung der Vermarktungsrechte an den geplanten Turnierformaten für insgesamt 24 Milliarden Euro, sondern auch die Verscherbelung fast sämtlicher anderer Rechte der Fifa und damit des Tafelsilbers des Fußball-Weltverbandes – für eine weitere Milliarde Euro.

Fast perfide Verschleierung

Die Fifa bestreitet die Existenz des entsprechenden Papiers nicht, bezeichnet es aber als "veraltet". Fragen nach einem konkreten materiellen Gegenwert für das Zwölf-Jahres-Angebot von Infantinos mysteriösen Verhandlungspartnern ließ sie aber offen. Zudem sickerte inzwischen durch, dass Infantino seine Absichten bewusst verschleierte: Bei der erstmaligen Vorstellung seiner Pläne im vergangenen März in Bogota die zusätzliche Milliarde als Einnahme aus einer "digitalen Offensive der Fifa" gepriesen haben.

Auch in Bezug auf die Geldgeber spielte der frühere Generalsekretär des Europa-Verbandes (Uefa) offenbar mit gezinkten Karten. Zwar ließ Infantino zum Anschein von Seriosität inoffiziell durchblicken, dass "ein börsennotiertes Unternehmen" der unbekannte Investor sei. Doch wessen Gelder in die Projekte gepumpt werden sollen, sagte der 48-Jährige nicht. Mittlerweile wird über Firmen mit intensiven Beziehungen nach Saudi-Arabien als tatsächliche Finanziers und damit ein entsprechender Einfluss aus Riad auf Infantino im Gespräch.

Gegenwind nicht nur im Fifa-Rat

Für Grindel ist die Task Force mit Vertretern der Uefa und aller anderen Kontinental-Organisationen das geeignete Gremium zur Besprechung aller zu klärenden Fragen. Der 57-Jährige erwartet Vorschläge für eine Entscheidung "mit ausreichender Zeit zur Überprüfung der Auswirkungen auf die Interessen von Vereinen, Ligen und Verbänden". Davor müsse eine umfassende Betrachtung sowohl sportlicher als auch wirtschaftlicher Aspekte des geplanten Deals erfolgen.

Forderungen nach einem Rücktritt von Infantino wegen seiner umstrittenen Amtsführung und der mangelnden Informationen über seine Pläne an das Fifa-Council schloss sich der DFB-Chef nicht an. Er betonte aber vielsagend: "Es ist wichtig, dass der Fifa-Präsident für Integrität, Transparenz und Compliance steht. Wir werden das Votum der Uefa bei der nächsten Wahl des Fifa-Präsidenten 2019 abstimmen, wenn die Kandidatenlage klar ist."

DFB-Teammmanager Oliver Bierhoff erwartet unterdessen Gegenwind für Infantino nicht nur im Fifa-Rat: "Es wird deutlich, dass die europäischen Topvereine, bei denen viele Weltklassespieler spielen, eine gehörige Stimme haben."

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