Friday, 10th May 2024
10 Mai 2024

Sacharow-Preis für inhaftierten ukrainischen Filmemacher

Oleg Senzow: Der ukrainische Filmemacher wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. (Quelle: ITAR-TASS/imago)

Wegen seiner Proteste gegen die Krim-Annexion sitzt er in russischer Haft, von der EU wurde er nun ausgezeichnet: Der Ukrainer Oleg Senzow hat den Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit gewonnen.     

Der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow ist mit dem diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments ausgezeichnet worden. Dies wurde nach einer Sitzung des Parlamentspräsidenten Antonio Tajani und der acht Fraktionschefs in Straßburg bekannt.

Senzow ist nach einem mehrmonatigen Hungerstreik in einer Strafkolonie in Sibirien gesundheitlich so angeschlagen, dass er in Lebensgefahr schwebt. Mit der Protestaktion wollte er erreichen, dass alle in Russland inhaftierten politischen Gefangenen aus der Ukraine freigelassen werden.

Senzow wurde im Mai 2014 festgenommen, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland protestiert hatte. Anschließend wurde er in einem international kritisierten Prozess wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Verleihung wohl ohne den Preisträger

Im Rennen um den Preis waren auch mehrere Hilfsorganisationen, die im Mittelmeer Flüchtlinge retten, sowie der ebenfalls inhaftierte marokkanische Menschenrechtsaktivist Nassar Zefzafi. Die Preisverleihung ist am 12. Dezember in Straßburg geplant. Dass Russland den inhaftierten Preisträger dazu ausreisen lässt, gilt als unwahrscheinlich.

Wer ist Oleg Senzow? Mehr als vier Jahre sitzt der ukrainische Regisseur Oleg Senzow schon in russischen Gefängnissen. Sein Leben wurde wie das so vieler Ukrainer auf den Kopf gestellt, als in Kiew Zehntausende Menschen gegen die russlandfreundliche Regierung auf die Straße gingen und sich Russland wenig später die ukrainische Halbinsel Krim einverleibte. Im Winter 2013/2014 schließt sich der Filmemacher den prowestlichen Protesten an, die zum Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch und dessen Flucht nach Russland führen. Anschließend unterstützt er ukrainischen Soldaten mit Lebensmitteln und notwendigen Gütern. Er gerät ins Visier des russischen Inlandsgeheimdienstes und wird verhaftet. Der Vorwurf: Er habe Sprengstoffanschläge auf Denkmäler geplant und Brände in Büros russischer Organisationen gelegt. Als Beleg dienen vor allem Aussagen von Mitangeklagten. Im Prozess werden sie zum Teil widerrufen.  Trotzdem verurteilt ein russisches Gericht den heute 42-Jährigen zu 20 Jahren Lagerhaft.

Der nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte und mit 50.000 Euro dotierte Preis wird vom Europaparlament seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die „demokratische Opposition“ in Venezuela.

Unter den früheren Preisträgern waren der saudiarabische Blogger Raif Badawi, der frühere südafrikanische Präsident Nelson Mandela, der Vater des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, sowie die jesidische Aktivistin Nadia Murad und der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege. Murad und Mukwege erhielten für ihr Engagement gegen sexuelle Gewalt Anfang Oktober auch den diesjährigen Friedensnobelpreis.

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