Tuesday, 30th April 2024
30 April 2024

Wer am Eisernen Vorhang starb

Der Berliner Forschungsverbund SED-Staat startet ein neues Großprojekt zum Tod von DDR-Bürgern an den Grenzen.

Gefährlicher Grenzstreifen. Ein Wachposten beobachtet den Grenzstreifen der Berliner Mauer am Potsdamer Platz, Personen (1961).

Mit einer Arbeitskonferenz im Januar startet der Berliner Forschungsverbund SED-Staat sein neues Großprojekt zu Todesfällen von DDR-Bürgern an den Grenzen des ehemaligen Ostblocks. Der an der Freien Universität beheimatete Forschungsverbund hatte gemeinsam mit Teams an den Universitäten von Potsdam und Greifswald im Juni 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Zuschlag für ein Forschungskonsortium erhalten, das mit drei Millionen Euro für vier Jahr finanziert wird. An der FU werden gescheiterte Fluchtversuche an den Grenzen etwa der Tschechoslowakei, Ungarns und Polens untersucht, bei denen DDR-Bürger starben. Die Uni Greifswald recherchiert Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee, an der Uni Potsdam geht es um die Rolle der DDR-Justiz bei der Verfolgung von Ausreisewilligen und festgenommenen Flüchtlingen, wie der Forschungsverbund SED-Staat jetzt mitteilte.

Die Vorgängerstudie ist umstritten

Die Vorgängerstudie, nach der an der innerdeutschen Grenze 327 Menschen starben, war wie berichtet im November vergangenen Jahres von einem Rechercheteam des RBB angezweifelt worden. Dies betreffe mindestens 50 Fälle, so seien teilweise Täter zu Opfern gemacht worden. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wollte die Fälle prüfen lassen. Der Forschungsverbund SED-Staat wies die Vorwürfe zurück. Er hatte in seiner Studie ausdrücklich unter anderem auch auf „Todesfälle in Ausübung des DDR-Grenzdienstes“ verwiesen.
Insgesamt fördert das BMBF mit 40 Millionen Euro bundesweit 14 Forschungskonsortien, um die DDR-Forschung besser in der deutschen Wissenschaftslandschaft zu verankern. In Berlin ist auch die Humboldt-Uni mit dem Projekt „Bildungs-Mythen – eine Diktatur und ihr Nachleben“ dabei, an dem das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) sowie die Unis in Hildesheim und Rostock beteiligt sind. Die HU ist ebenfalls federführend bei Forschungen zur Erfassung und Analyse der politischen Repression in SBZ und DDR, mit dabei sind hier unter anderem die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die Charité und die Viadrina. An einem Projekt zur psychischen Gesundheit in der DDR ist das Berliner Robert-Koch-Institut beteiligt. An einem Vorhaben zu Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR arbeitet die TU Berlin mit.

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