Thursday, 2nd May 2024
2 Mai 2024

Als Satoshi Nakamoto den Bitcoin erfand

Vor zehn Jahren kursierte im Internet zum ersten Mal ein Plan, der den Weg zu einer Digitalwährung beschrieb und ihr auch gleich einen Namen verpasste: Bitcoin. Den Urheber dieser Bauanleitung kennt bis heute keiner.

Sein Name ist Satoshi Nakamoto, er sitzt vermutlich irgendwo in Japan. Seine Existenz aber: unbewiesen. Die Bauanleitung für Bitcoin jedenfalls hat dieser geheimnisvolle Urheber mit diesem Namen unterschrieben. Bis heute weiß niemand, ob es sich um eine Einzelperson handelt oder eine Gruppe von Programmierern. Sein oder ihr Ziel jedenfalls, inmitten der größten Finanzkrise, ist klar: Ein digitales Geldsystem, das Banken und Notenbanken überflüssig macht.

Satoshi leitete die Entwicklung von Bitcoins bis Ende 2010. Solange konnte man seine Beiträge und Diskussionseinwürfe in Online-Foren lesen. Dann hörte er einfach auf zu posten und verschwand von der (virtuellen) Bildfläche. Niemand hatte Satoshi Nakamoto in der wirklichen Welt jemals getroffen. Wenn er sich online zu Wort meldete, nutzte er immer ein Anonymisierungsverfahren. Die Identität des Erfinders von Bitcoin gehört zu den großen Internet-Rätseln. Ein Geist, um den sich Mythen ranken. Klar ist aber: Satoshi Nakamoto hat die Geburtsstunde des Bitcoin definiert. Und er ist der Vater von virtuellen Währungen, die auf dem Prinzip einer Blockchain aufbauen.

Und wie funktioniert das?

Das Prinzip ist am einfachsten zu verstehen, wenn man sich die Schwachstelle des bisherigen Geldsystems anschaut: Das braucht immer eine dritte Partei, eine Bank oder Notenbank, die bestätigt, dass Geld vorhanden ist und den Benutzer wechseln darf. Ein Konto bei einer Sparkasse oder Bank versichert, dass eine Mietzahlung erfolgen oder eine beliebige Geldsumme den Besitzer wechseln kann. In letzter Instanz sichert die Notenbank zu, dass das Geld auch wirklich vorhanden ist.

Das Problem sieht der Bitcoin-Urheber genau hierin: Immer ist eine dritte Instanz nötig, um Vertrauen zu schaffen: Um zu garantieren, dass dasselbe Geld nicht zweimal ausgegeben werden kann. Dieses Problem umgeht Satoshi mit der Bitcoin-Technologie. Die Lösung ist: Wir verlassen uns nicht auf eine zentrale dritte Instanz, sondern handeln öffentlich. Alle Teilnehmer des Bitcoin-Geldsystems haben die gleichen Informationen, was die Verteilung des Geldes angeht. Einfacher: Jeder Teilnehmer hat zu jeder Zeit auf seinem Rechner gespeichert, wie die Geldverteilung aktuell aussieht.

Die Blockchain ist ein Netzwerk, bei dem alle Beteiligten die gleiche Software nutzen. Diese Software speichert die Informationen über die Verteilung der Bitcoins in Blöcken. Findet eine neue Transaktion statt, wird diese zusammen mit allen vorhergehenden in einen neuen Block gepackt und an die schon vorhandenen Blöcke angehängt. Aus Sicherheitsgründen werden die Blöcke verschlüsselt. Diese aneinandergereihten Blöcke bilden eine Kette – daher der Name Blockchain.

Da alle Teilnehmer gleichermaßen Zugriff auf die Informationen innerhalb des Netzwerkes haben und sie überprüfen können, gilt die Blockchain als sicher: Wer sie manipulieren will, müsste die verkettete Historie der Transaktionen möglichst auf allen Rechnern manipulieren. Und das ist – Stand heute – praktisch ausgeschlossen.

Der Australier Craig Wright behauptete 2016, Satoshi Nakamoto zu sein – blieb allerdings Beweise schuldig

Und ist das auch sicher?

Doch auch in der schönen neuen digitalen Welt ist nichts kostenlos. Während Banken und Notenbanken in der realen Welt viele Menschen und Ressourcen einsetzen müssen, um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten, verschlingen Bitcoin-Transaktionen Unmengen an Energie. Verantwortlich dafür sind die sogenannten „Miner“, die Schürfer. Diese Computer müssen bestimmte Rätsel lösen. Wer schneller ist als alle anderen, darf einen Datenblock an die Kette anhängen. Für den Rechenaufwand gibt es eine Belohnung in Form von Bitcoins. Zwar ist es schwer, die Menge an benötigter Energie zu berechnen. Doch ein niederländischer  Forscher hat unlängst errechnet, dass der Aufwand für das Bitcoin-Mining schon jetzt dem jährlichen Energieverbrauch Irlands entspricht.

Zudem hat das Fehlen einer Notenbank auch eine Kehrseite: Es gibt keine Instanz, die das Ziel stabiler Preise verfolgt. Anleger konnten das euphorisiert oder schmerzlich erfahren, als der Bitcoin-Kurs Ende vergangenen Jahres in Regionen um 20.000 Dollar in die Höhe schoss. Um dann, fast ebenso heftig, wieder abzusacken. Und schließlich können auch Kriminelle die grundsätzliche Anonymität des Systems nutzen, um illegale Geschäfte zu machen.

Kann ich die Technologie auch nutzen, wenn ich keine Bitcoins habe?

Jedenfalls lässt sich die Blockchain-Technologie auch in kleinerem Maßstab einsetzen. Und genau daran arbeiten derzeit viele Unternehmen. Sie können die Technologie nutzbar machen, um beispielsweise Waren einen untrüglichen Stempel aufzudrücken – sie etwa fälschungssicher zu machen. Das erproben etwa Pharmakonzerne wie Merck. Auch Verträge sind auf Grundlage der Blockchain-Technologie fälschungssicher gestaltbar. Und sie können mit einer automatischen Erfüllung des Vertrages verknüpft werden.

So hat die AXA-Versicherung als erste eine auf Blockchain-basierte Versicherung für Flugverspätungen eingeführt. Das System checkt automatisch die offiziellen Verspätungstafeln für Flüge. Und reagiert dann – ebenfalls automatisch – sobald sich ein Flug um mehr als zwei Stunden verspätet. Der Kunde muss nichts melden und nichts mehr in die Wege leiten: Die Schadenersatzleistung folgt wie im Vertrag definiert automatisch – in Euro, nicht in Bitcoin.

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