Saturday, 18th May 2024
18 Mai 2024

Trauerfeier in Christchurch: Stehende Ovation für Jacinda Ardern

Gedenkfeier für Christchurch-Opfer: Bewegende Rede von Jacinda Ardern

In Neuseeland haben mehr als 20.000 Menschen den Opfern des Anschlags von Christchurch gedacht. Zwei Wochen nach dem Angriff auf zwei Moscheen mit 50 Toten fand Premierministerin Jacinda Ardern deutliche Worte. (Quelle: t-online.de)

Jacinda Ardern: Die Premierministerin Neuseelands hielt bei der Gedenkfeier für die Opfer des Christchurch-Attentats eine bewegende Rede. (Quelle: t-online.de)


Zwei Wochen nach dem Anschlag auf zwei Moscheen hat Neuseeland mit einer nationalen Gedenkfeier die Opfer gewürdigt. Tausende Menschen nahmen an der Zeremonie teil. Und Neuseelands Premierministerin hat erneut beeindruckt.

Mit einer großen Trauerfeier ist im neuseeländischen Christchurch der 50 Todesopfer des rassistisch motivierten Anschlags auf zwei Moscheen gedacht worden. Die Zeremonie, bei der Premierministerin Jacinda Ardern in einer Parkanlage der Großstadt vor mehr als 20.000 Menschen sprach, wurde bei ähnlichen Veranstaltungen im Rest des Landes auf Großbildschirmen übertragen.

Neben Australiens Regierungschef Scott Morrison, dessen 28-jähriger Landsmann Brenton Tarrant den Anschlag vor zwei Wochen mutmaßlich verübt hatte, waren Staatsgäste und Vertreter von Glaubensgemeinschaften aus Dutzenden weiteren Ländern angereist.

Bei dem Anschlag am 15. März waren in Neuseelands drittgrößter Stadt durch Schüsse 50 Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt worden. Als mutmaßlicher Täter sitzt ein 28 Jahre alter Rassist und Rechtsextremist aus Australien in Untersuchungshaft. Dem Mann, der schon seit mehreren Jahren in Neuseeland lebte, droht lebenslange Haft. Kommende Woche wird er einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Für den Prozess gibt es noch keinen Termin.

Stehende Ovation für Ardern

Ardern trug dieses Mal kein Kopftuch, wie sie dies bei früheren Gelegenheiten zu Ehren der muslimischen Gemeinde getan hatte. Sie trat mit einem Umhang auf, wie ihn Neuseelands Maori-Ureinwohner benutzen, und sprach auch einige Sätze auf Arabisch. Den Muslimen dankte sie dafür, „im Angesicht von Hass und Gewalt ihre Türen für uns alle geöffnet zu haben, damit wir mit ihnen trauern können – obwohl sie jedes Recht gehabt hätten, ihre Wut auszudrücken“.

Weiter sagte die Premierministerin: „Die Welt ist in einem Teufelskreis aus Extremismus gefangen, der noch mehr Extremismus hervorbringt. Das muss enden. Wir können das nicht allein. Die Antwort liegt in unserer Menschlichkeit.“ Viele Menschen standen auf, um Beifall zu spenden. Auch im Ausland hatte Ardern viel Lob für ihr Auftreten in den vergangenen Tagen bekommen. Vor einer Woche hatte Neuseeland bereits mit zwei Schweigeminuten der Opfer gedacht.

Christchurchs Bürgermeisterin Lianne Dalziel bezeichnete den Anschlag als einen „Angriff auf uns alle“. Die von Hass getriebene Tat habe zum Ziel gehabt, die Neuseeländer zu spalten. Stattdessen habe sie „uns vereint“, sagte Dalziel.

Nach Terroranschlag in Neuseeland: Der australische Premierminister Scott Morrison hält bei seiner Ankunft zum nationalen Gedenkgottesdienst für die Opfer des Terroranschlages vor den niedergelegten Blumen inne. (Quelle: dpa)

Auch ein Überlebender spricht vor der Menschenmenge

Vor der Menschenmenge in Christchurch sprach auch einer der Überlebenden, Farid Ahmed, dessen Frau bei dem Anschlag ermordet worden war. Der Muslim sagte, er habe dem Attentäter vergeben. „Die Leute fragen mich: Wie kannst Du jemandem vergeben, der deine geliebte Frau getötet hat? Die Antwort ist: Ich glaube. Ich glaube an Allah. Und Allah sagt, dass wir einander vergeben sollen.“ Auch zwei Mädchen, deren Vater erschossen worden war, sprachen kurz zur Menge. Zu den geladenen Gästen gehörte Australiens Premierminister Scott Morrison.

Der Sänger Yusuf Islam führte seinen Song „Peace Train“ (Friedenszug) auf. Der unter dem Namen Cat Stevens bekannte Star konvertierte in den siebziger Jahren zum Islam und nahm den Namen Yusuf Islam an.

Bei der Gedenkveranstaltung wurden auch die Namen der Opfer verlesen. Am Freitag vergangener Woche hatte Neuseeland bereits mit zwei Schweigeminuten an ihr grausames Schicksal erinnert.

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