Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

Raubsaurier in Norddeutschland

Während der Jurazeit lebten zahlreiche räuberische Dinos in der Gegend. Das zeigen Untersuchungen von Zähnen, die den Tieren regelmäßig ausfielen.

Zahn aus der Urzeit. Dieser Hauer gehörte zu einem Vorfahren des Tyrannosaurus rex.

Spätestens seit „Jurrassic Park“ ist der Tyrannosaurus rex zum Maß der Dinge in Dino-Fragen geworden. Zwölf Meter lang, vier Meter hoch und – das legen Filme und Ausstellungen nahe – immer hungrig. Da haben es andere Dinosaurier ein bisschen schwer, gegen diesen Superstar anzukommen. Es könnte der Eindruck entstehen, der Rest der urzeitlichen Truppe bestand aus großen, aber gemütlichen Pflanzenfressern und ein paar kleinen Räuberchen.

Was natürlich nicht stimmt. Es gab auch andere bedrohliche Räuber und wohl mehr als bisher vermutet. Zumindest im Gebiet des heutigen Norddeutschland lebte während der Jurazeit vor rund 150 Millionen Jahren eine Vielzahl an Raubsauriern. Davon berichten Wissenschaftler vom Landesmuseum Hannover im Fachmagazin „Plos One“.

Alle paar Monate wuchsen neue Zähne

Es sind zwar keine spektakulären Skelettfunde, aber immerhin eine Fülle von Zähnen. „Im Gegensatz zu anderen Teilen eines Körpers sind Zähne extrem robust und bleiben deshalb eher erhalten“, erläutert Oliver Wings. Und es gab sie in großer Zahl, denn Raubsaurier hatten einen ziemlichen Verschleiß, alle paar Monate sind neue Zähne gewachsen und die alten fielen heraus. Mitunter wurden sie vom Wasser fortgespült und gelangten bis in küstennahe Teile der Meere, bevor sie in Sand und Schlick eingeschlossen wurden.

Gemeinsam mit Oliver Gerke hat Wings 80 Zähne untersucht, die in verschiedenen naturkundlichen Sammlungen in Deutschland liegen und die während der vergangenen zwei Jahrhunderte in diversen Steinbrüchen gefunden worden waren. Viele dieser „Fenster in die Vergangenheit“ sind heute gar nicht mehr zugänglich, weil sie verfüllt oder überbaut wurden.

Bis zu sieben Meter große Räuber

Die Forscher waren überrascht, wie viele verschiedene Gruppen von Raubsauriern sie anhand der Zähne ausmachen konnten. Dazu gehören frühe Tyrannosaurier, Verwandte des Allosaurus und Megalosaurier. „Da wir nur Zähne haben, können wir die Größe der Tiere lediglich schätzen“, sagt Wings. Es dürften aber schon bis zu sieben Meter gewesen sein. Anhand von Trittspuren, die im Sediment die Jahrmillionen überdauerten, ließ sich rekonstruieren, dass die Räuber mit acht bis zehn Kilometer pro Stunde unterwegs waren. „Allerdings war das ein matschiger Untergrund, ich schätzte, dass sie schon um die 20 Kilometer pro Stunde schafften“, sagt der Paläontologe.

Eine Landschaft wie die Bahamas

Nach dem, was über die Jurazeit in der Gegend bekannt ist, war es damals viel wärmer, es herrschten subtropische Temperaturen, berichtet Wings. Es gab ausgedehnte Flachmeere mit ein paar kleineren Inseln, ähnlich den Bahamas heute. Auf den Eilanden wuchsen allerdings Schachtelhalme und Farne, vor allem aber Koniferen. „Es gab immer wieder Klimawechsel und damit verbundene Meeresspiegeländerungen“, sagt Wings. Je nach Pegelstand konnten die Tiere andere Inseln erreichen und sich mit den dortigen Populationen mischen.

Was die Raubsaurier fraßen? „Alles“, sagt Wings mit einem Seitenhieb auf die Diskussion, ob T. rex aktiver Jäger oder eher Aasfresser war. Er hält solche Debatten für irreführend. „Man muss sich nur Raubtiere von heute anschauen, zum Beispiel Löwen“, sagt er. „Das sind Jäger, aber sie verschmähen auch Aas nicht, wenn sie Hunger haben.“ Warum sollten das die Tiere in der Urzeit anders gemacht haben.   

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