Thursday, 28th March 2024
28 März 2024

Jede Woche ein neuer antiker Schatz

Monumente und Museen: In Ägypten boomt die Archäologie, auch mit deutscher Hilfe. Der ägyptische Antikenminister war jetzt zu Besuch in Berlin.

Entdeckt. Statuen in einem 2018 freigelegten Grab bei Saqqara.

Ägyptens Archäologie befindet sich auf einem schon lange nicht mehr gekannten Höhenflug: 340 Missionen arbeiten derzeit in dem Land am Nil, darunter 35 deutsche Projekte. Auf Einladung des Berliner Antike-Kollegs gab der ägyptische Antikenminister Khaled El-Enany in der Humboldt-Universität zu Berlin jetzt einen Überblick über die wichtigsten Vorhaben seit seinem Amtsantritt 2016 und die künftigen Großprojekte, von denen sich Ägypten auch wieder einen Zuwachs an Touristen erhofft.

Das ehrgeizigste Vorhaben ist das Grand Egyptian Museum (GEM), das nach Aussagen des Ministers pünktlich Ende 2020 öffnen und mehr als 47 000 Artefakte beherbergen wird, darunter fast 5000 aus dem Grab Tutenchamuns. Zu den Schätzen, die ins GEM wandern, gehören auch die Mumien. Alle anderen Klassiker Altägyptens bleiben im Ägyptischen Museum in Kairo am Tahrir-Platz, der „Mutter aller Museen in Ägypten“, wie es Friederike Seyfried, Direktorin des Berliner Ägyptischen Museums und Gastgeberin des Vortrags, bezeichnete. Mit deutscher Hilfe wurde das Beleuchtungssystem des Museums grunderneuert.

Fast wöchentlich werden wertvolle Funde gemacht

Mit einem gewissen Stolz präsentierte El-Enany, selber Professor für Ägyptologie und kurzzeitig Direktor des Ägyptischen Museums, die Leistungen der ägyptischen Antikenverwaltung und der ausländischen Missionen. Fast wöchentlich wurden wertvolle Funde gemacht, etwa ein Privatgrab mit 17 Mumien in Luxor, dann wieder ein Privatgrab in Luxor mit erlesenen Wandmalereien, ein Friedhof mit 40 Särgen bei Minya, eine Mumienwerkstatt bei Saqqara. Bei Assuan wurden im vergangenen Jahr eine Sphinxstatue und viele Stelen entdeckt. Eines der schönsten Gräber der letzten Jahre sei das von Wahti bei Saqqara, das französische Ägyptologen im November 2018 freilegten. Ein hoher Beamter der 5. Dynastie hatte sich selbst nebst allen Mitgliedern seiner Familie mit lebensgroßen Statuen in den Wandnischen der Grabkammer verewigen lassen.

Aber nicht nur Grabungen zählen zur Bilanz der Antikenverwaltung, sondern auch die Neu- oder Wiedereröffnung von Museen und anderen Monumenten, wie etwa der koptischen Kirche von Samanoud. Die Eliyahu-Hanawi-Synagoge in Alexandria wird restauriert, ebenso wie das Griechisch-Römische Museum der Stadt. Das Open-Air-Museum von Matariya wurde mit Hilfe der Universität Leipzig eröffnet. Und im August 2018 wurde endlich nach 30-jähriger Bauzeit das Nationalmuseum von Sohag in Oberägypten eröffnet. Regionale Förderung von Museen und Grabungen stehe nicht nur im Dienst der Wissenschaft sondern auch im Dienste der Tourismusförderung, erklärt der Minister.

Wie das Berliner Ägyptische Museum hilft

Manchmal muss man auch ungewöhnliche Wege gehen. Jedes Jahr feiert die Antikenverwaltung den Geburtstag des Ägyptischen Museums in Kairo. Dazu sei es ihm gelungen, 32 Minister des Kabinetts und über 50 Botschafter einzuladen und die wunderbaren Porträts der Pharao-Berater Yuya und Thuya zu zeigen. Die seien eigentlich schon immer zu sehen gewesen – aber an einem eher versteckten Ort. Jetzt kenne jeder dank der Berichterstattung Yuya und Thuya. Indem der Präsident und der Ministerpräsident zu Eröffnungen und Einweihungen kämen, sowie Kinder bis 16 Jahren und Erwachsene ab 60 Jahren freien Eintritt hätten, stiege das Bewusstsein für den Wert des kulturellen Erbes. Das helfe auch bei dem Schutz von Kulturgütern.

Dankbar zeigte sich der Minister für die Hilfe der Bundesregierung und des Ägyptischen Museums Berlin bei der Renovierung des Echnaton-Museums von Minya in Form einer modernen Pyramide. Die größte Herausforderung bliebe aber die Eröffnung des Grand Egyptian Museums. 8000 Arbeiter arbeiten daran, dass die Eröffnung pünktlich stattfinden kann. Allein das Atrium des Museums wird 7000 Quadratmeter umfassen. Und an Nachschub an Objekten werde es nicht mangeln, sagte El-Enany. Bisher seien nur rund 20 Prozent der archäologischen Stätten wirklich erschlossen. Bei jedem Neubauprojekt stoße man auf neue Funde. Nicht zu vergessen das islamische und christliche Erbe Kairos: Dies in einer Metropole von 25 Millionen Einwohnern zu schützen bleibe eine große Aufgabe.

Pyramiden und das Grand Egyptian Museum

Ein weiterer kultureller Höhepunkt wird die endgültige Eröffnung des National Museums of Egyptian Civilisation (NMEC) werden. „Touristen werden künftig mehr Zeit brauchen, um das GEM, das NMEC und die Pyramiden zu besuchen“, sagte der Minister. Auch an Infrastrukturmaßnahmen ist gedacht. Im Oktober wird die erste ägyptische Fabrik für Museumsrepliken eröffnen. Diese soll für Qualität auf dem Souvenirmarkt sorgen und nachhaltig Arbeitsplätze schaffen.

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