Friday, 19th April 2024
19 April 2024

Helmholtz investiert massiv in Digitalisierung der Forschung

Um konkurrenzfähig zu bleiben, will die Organisation jährlich 35 Millionen Euro für neue Informationstechnologien ausgeben.

Die 18 Helmholtz-Zentren erzeugen bei ihrer Forschung unglaubliche Datenmengen. Die sollen nun besser genutzt und vernetzt werden.

Es war ein Marathon für die 630 Experten aus aller Welt: Sechs Monate lang begutachteten sie die 18 Standorte der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren in ganz Deutschland. Teilweise waren sie bis nachts um zwei in den Instituten um zu prüfen, wie dort Wissenschaft betrieben wird. Das bisher einzigartige Prozedere hat sich für den Verbund gelohnt: Die Jury stellte der größten deutschen Wissenschaftsorganisation ein „exzellentes“ Urteil aus, wie sie am Mittwoch auf ihrer Jahrespressekonferenz in Berlin mitteilte.

„Alle Zentren sind auf ihrem Gebiet sehr gut positioniert“, sagte Helmholtz-Präsident Otmar Wiestler. Viele Bereiche seien international sogar „absolute Spitze“. Die Prüfer lobten etwa das breite Themenspektrum und die Forschungsinfrastruktur, die Experten aus aller Welt anziehe. Seit der letzten Evaluation vor fünf Jahren habe sich die Qualität in allen sechs Forschungsbereichen gesteigert.

Ein Kritikpunkt: Die Gesellschaft profitiert noch zu wenig von der Forschung

Die Experten gaben aber auch Empfehlungen für die Zukunft. So müssten der Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft besser gelingen und Forschungsergebnisse schneller zu Anwendungen führen. Wie das bewerkstelligt werden könnte, ließ Wiestler am Mittwoch zunächst offen. Zu einem weiteren Kritikpunkt der Jury sagte er: „Wir müssen alles dafür tun, die enormen Datenmengen, die unsere Forschungszentren erzeugen, mit Simulationsmodellen, Algorithmen und maschinellem Lernen zu nutzen.“ Dieses Thema werde die Helmholtz-Gemeinschaft in den nächsten Jahren am meisten beschäftigen.

Das will sie sich einiges kosten lassen. Künftig investiert Helmholtz 35 Millionen Euro jährlich in die Digitalisierung der Forschung. Dafür will die Organisation in den kommenden Monaten vier Plattformen aufbauen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Digitalisierung befassen.

An Graduiertenschulen sollen 250 Doktorandenstellen entstehen

Ein Schwerpunkt sind die Themen maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. „Uns geht es vor allem darum, Anwendungen voranzutreiben“, sagte Fabian Theis, Direktor des Instituts für Computational Biology am Helmholtz-Zentrum München. Als Beispiel nannte er etwa Augenuntersuchungen von Diabetespatienten. Computer könnten durch Maschinenlernen aus einer Vielzahl von Befundbildern vorhersagen, welche Patienten später vermutlich eine Netzhauterkrankung ausbilden werden.

Für solche Projekte braucht die Helmholtz-Gemeinschaft vor allem fähige Wissenschaftler. Deshalb entstehen in den nächsten Jahren bundesweit fünf Graduiertenschulen mit insgesamt etwa 250 Doktorandenstellen für Nachwuchswissenschaftler, die an der Schnittstelle zwischen klassischer Forschung und Datenanalyse ausgebildet werden sollen.

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