Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

IW-Verbandsumfrage 2019: Deutsche Wirtschaft weiter zuversichtlich

Es ist kein strahlender Optimismus mehr, aber die meisten Branchen der deutschen Wirtschaft blicken zuversichtlich auf 2019 – obwohl nicht überall bessere Geschäfte erwartet werden.

„Es ist ein etwas widersprüchliches Bild“, fasst Michael Hüther, der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die Ergebnisse der aktuellen Verbandsumfrage seines Hauses zusammen, die regelmäßig kurz vor der Jahreswende veröffentlicht wird. „Auf der einen Seite erleben wir eine nachlassende Zuversicht. Nur noch sieben Branchen der 48 befragten sagen, sie sehen optimistischer in die Zukunft als vor zwölf Monaten. Vor einem Jahr waren es noch 26 Branchen.“ Da sei deutlich ein Verlust an Zuversicht zu spüren, so Hüther gegenüber der DW.

Gleichzeitig betont der Ökonom aber, dass diese Einschätzung nicht Vorbote einer rezessiven Entwicklung sei. Die Planungen der Unternehmen von Investitionen und beim Personalaufbau blieben stabil. „Es geht der ganzen Veranstaltung etwas die Luft aus. Es ist mehr Sand im Getriebe, wie wir auch täglich spüren, aber es ist kein Absturz.“

Nachlassende Weltkonjunktur

Die IW-Verbandsumfrage macht deutlich: Vor allem die Industrie hat im Laufe des Jahres 2018 Federn lassen müssen. Das lag zum Teil an der nachlassenden Weltkonjunktur, die sich im Gegensatz zu 2017 bremsend auf die exportlastigen Industriebranchen in Deutschland auswirkte. Das Niveau der Ausfuhren war und ist zwar weiterhin hoch, es fehlte in diesem Jahr aber der zusätzliche Schwung.

Hinzu kamen Probleme in der Autoindustrie. Verzögerungen bei einem neuen Prüfverfahren führten zu Produktionsrückgängen, die sich auch in anderen Bereichen wie etwa der Metall- und Chemiebranche bemerkbar machten.

Eine derzeit schlechtere Lage als vor einem Jahr zeichnete sich ebenso ab in den Bereichen Finanzierung, Leasing und Banken. Schlechter bewertet die aktuelle Situation auch der Deutsche Bauernverband, der neu in der IW-Verbandsumfrage vertreten ist – die Auswirkungen des langen und heißen Sommers lassen grüßen.

Aufwärtstrend hält weiter an

Im Vergleich zur fast schon euphorischen Stimmung zum Jahreswechsel 2017/18 wird das Geschäftsklima rauer, der Aufwärtstrend schwächt sich zwar ab – aber er hält weiter an.

„Bedenkt man, wie lange dieser Aufschwung bereits läuft, nämlich seit 2011, hätte man ja auch erwarten können, dass jetzt mal eine Korrekturphase eintritt, so wie wir das in üblicher Folge von vier bis fünf Jahren in einer Konjunkturbewegung eigentlich erwarten“, sagt IW-Chef Hüther. Gemessen daran sei es schon erstaunlich, dass dieser unterliegende Trend anhalte, wenn auch auf niedrigerem Niveau. „Wir haben einen guten wettbewerbsfähigen Kern mit seinen Dienstleistungsergänzungen. Und das zeigt sich nicht mehr nur – wie früher – auf den Exportmärkten, es zeigt sich auch auf den Inlands- und Beschäftigungsmärkten.“

IW-Chef Michael Hüther

In dieses Bild passt, dass von den Industrieunternehmen nur die Glas- und Ernährungsindustrie eine derzeit bessere Lage als vor einem Jahr verzeichnen. Gleiches kann die Bauindustrie berichten. Im Gastgewerbe hat sich die Geschäftslage im Lauf dieses Jahres ebenfalls verbessert. Dies fügt sich in das aktuelle Konjunkturschema: Während die von Protektionismus bedrängte Weltwirtschaft die Stimmung in der exportorientierten Industrie dämpft, profitieren sowohl die Bauwirtschaft und konsumnahe Branchen von der robusten Binnenkonjunktur.

Trump und Brexit als Risiken

„Wenn die Trump’sche Vision einer Welt der Einzeldeals anstelle einer regelbasierten multilateralen Ordnung greift“, sagt Michael Hüther, „dann hat das nachhaltig Konsequenzen für die international aufgestellte deutsche Ökonomie.“ Sorgen bereitet dem Ökonomen auch der befürchtete ungeregelte Austritt der Briten aus der Europäischen Union und die damit verbundenen Folgen für die deutsche Wirtschaft.

Als dickes Plus sieht Hüther dagegen die weiterhin stabile Investitions-Bereitschaft der Unternehmen und – damit in engem Zusammenhang – den stabilen, teilweise sogar immer noch expansiven Arbeitsmarkt. „Man muss im Grunde in Humankapital, in Kenntnisse, in Mitarbeiter investieren, auch angesichts des demografischen Wandels. Die Alterung der Belegschaft ist ja greifbar.“

 

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