Thursday, 28th March 2024
28 März 2024

Detroit, Genf, Frankfurt: Das Ende der Automessen

Weniger Aussteller, weniger Besucher, wenig Sinn. Die Automesse als Branchentreff und Publikumsmagnet hat ausgedient. In Genf zeigt sich die Katerstimmung einer Branche im Umbruch.

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Automessen sind eigentlich immer gleich: Horden von Journalisten und Leute, die irgendwie an Presseakkreditierungen gekommen sind, drücken sich am Premierentag an den neusten Modellen die Nasen platt. Neben den Neuheiten lächeln hübsche Frauen mit zu kurzen Röcken in zu unbequemen Schuhen. Einige der überwiegend männlichen Journalisten gucken irgendwann trotzdem auf die Autos und berichten darüber. So war das jahrzehntelang. Auch noch letztes Jahr in Genf.

Doch diese alte Welt ist Geschichte. Die Models sind dieses Jahr weitgehend verschwunden, erstmals ist die gesellschaftliche Debatte wohl angekommen in der alten PS-Welt, in der Frauen und Autos zusammen gehörten wie in schlüpfrigen Kalendern für ölige Schrauber-Werkstätten. Oder fehlt nur das Geld?

Ein Auslaufmodel – Messehostess, posierend vor Großraumlimousine

Messe? Online-Konfigurator!

Doch der Umbruch der über hundertjährigen Auto-Industrie zeigt sich nicht nur an solchen Details. In Genf ist der Anfang vom Ende der Institution Automesse zu spüren, die schon lange wie aus der Zeit gefallen schien, wie ein Relikt aus vordigitaler Zeit, wo rasende Reporter mit dicker Zigarre ihre Berichte aus Genf in Schreibmaschinen hackten, während der Fotograph die Fotos entwickelte. Damals ging noch der Vater mit dem Sohne auf die Messe und informierte sich für den nächsten Autokauf. Heute konfigurieren sogar die Älteren unter uns, die das früher vielleicht so gemacht haben, ihren Neuwagen online.

Manche Autohäuser haben deshalb schon dicht gemacht. Ähnlich wird es bei den Automessen sein, da sind sich die meisten Insider hier in Genf einig. Detroit, die Auftaktmesse des Jahres für die Branche, wird in den Sommer verlegt. Zu groß war die Konkurrenz durch die immer kurz darauf stattfindende Technikmesse CES in Las Vegas, auf der die großen Autohersteller moderner wirken, als auf der verstaubten Motorshow in Motown. Die Motoren haben im Kampf gegen die Elektronik in den USA klar verloren.

VW nicht in Frankfurt???

Auch andere Messeplätze sind angeschlagen: In Paris herrschte in vielen Messehallen im letzten September gähnende Leere. Mindestens 15 Automarken werden in diesem Jahr nicht zur IAA nach Frankfurt kommen, darunter auch ganz große Namen wie Toyota. BMW reduziert seine Ausstellungsfläche in Frankfurt von 11.000 auf 3000 Quadratmeter. Volkswagen soll die IAA-Teilnahme zunächst abgesagt haben, konnte aber, so hört man hier, doch noch umgestimmt werden, um der IAA nicht den Todesstoß zu versetzen.

Ein aktuelles Bild vom Genfer Autosalon: Vor kurzem noch undenkbar…

Auf dem Volkswagen-Stand hier in Genf waren die meisten Mitarbeiter am Dienstagmorgen zu früh dran; alle hatten den üblichen Messestau kalkuliert, allein: es gab ihn nicht. Eine ganze Reihe Hersteller wie Ford, Volvo und Opel fehlen, wer noch dabei ist, spart kostspielige Anreisen von Mitarbeitern aus Übersee inclusive horrender Hotelpreise ein – die Messe ist vergleichsweise leer.

Hinter dem Niedergang der Auto-Messen steckt aber mehr als der Online-Vertrieb mit Konfiguratoren oder das Digitalzeitalter, in dem man Journalisten effektiver und vor allem preiswerter erreichen kann als durch einen Messeauftritt für ein paar Millionen Euro.

Volvo mit der Tempo-Bremse

Angesichts von Dauerstaus, Parkplatznot und Abgasdebatte verändert sich der Individualverkehr grundsätzlich. Die Zeit der Raser, des Autos als Statussymbols, ist vorbei. Auch wenn das in Deutschland viele nicht verstehen wollen. Volvo kündigte pünktlich zur Messe publikumswirksam an, alle Fahrzeuge auf 180 km/h Höchstgeschwindigkeit zu begrenzen. Die meisten Hersteller sind noch nicht so weit, aber leiten den Umbau längst ein.

Ein E-Scooter: Für die letzte Meile

Ein Mercedes-Mitarbeiter sagt uns, sein Arbeitgeber wandele sich vom klassischen Autohersteller zum modernen Mobilitätsanbieter. Auf dem ökonomisch und ökologisch günstigsten Weg von A nach B zu kommen, möglichst bequem und schnell, das sei der Kundenwunsch, den man erfüllen müsse.

Deshalb ist das Angebot vieler Hersteller auf Fahrräder, kleine Roller oder Skateboards mit E-Antrieb für die letzte Meile gewachsen. Aber wie bekommt man dann noch das Markengefühl da hinein? Schwierige Aufgabe. Aber spannend. Nach dem jahrelangen Abgas-Betrug hat die Branche ihre Glaubwürdigkeit auch bei eingefleischten Autofans verspielt – jetzt schaut das Publikum zu, wie sie sich neu erfindet.

Und auch wenn die Messe an sich im Siechtum ist: Es gibt auch positive Signale aus Genf. Erstmals ist mit dem Jaguar I-Pace ein Elektroauto zu Europas Auto des Jahres gewählt worden. Außerdem können alle Autofans beruhigt sein: Atemberaubendes Design und Autos, die man sofort haben will, gibt es weiterhin. Auch mit Elektroantrieb. Die spannende Frage ist nur, ob man sie künftig noch kauft – oder einfach über ein Carsharing mietet. Auf Automessen kann man dann ganz bestimmt verzichten.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Messe mit Mangel

    Erstmals 1905 veranstaltet, ist der Genfer Autosalon seit jeher die erste europäische Automesse eines Jahres. Die Schau auf dem Palexpo-Gelände galt schon immer als klein und fein. Dass aber immer mehr Aussteller absagen, dürfte auch den Schweizern nicht gefallen. In diesem Jahr verzichten Jaguar/Land Rover, Ford, Volvo, Opel und Hyundai auf den Salon.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Flotter Jubilar

    Bugatti, eine der zwölf Marken des VW-Konzerns mit Sitz in Molsheim (Frankreich), wird in diesem Jahr 110 Jahre alt. Das wird gefeiert mit einer Sonderedition des Chiron Sport „110 ans Bugatti“. Mattblau im Lack und an verschiedenen Stellen die Tricolore (achten Sie auf den Rückspiegel!). 16 Zylinder, acht Liter Hubraum, 1500 PS. Sowas kostet: Bruttopreis 3,15 Millionen Euro.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Very British

    Ja, auch Bentley ist eine VW-Tochter. Und auch die haben Grund zum Feiern – nämlich den 100. Geburtstag. Dafür kommt, limitiert auf 100 Exemplare, dieser Mulsanne in Erinnerung an den Firmen-Gründer W.O. Bentley auf den Markt. Orientiert am letzten von W.O. Bentley selbst gezeichneten Modell, dem 8 Litre von 1930 (im Hintergrund).


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Französischer Frischling

    So stellen sich die Designer und Ingenieure der PSA-Tochter Citroën urbane Mobilität vor. Der Ami One (Ami, französich für Freund) orientiert sich am Smart-Konzept, aber: Sein 8-PS-E-Motor schafft nur 45 Stundenkilometer. Damit ist kein Autoführerschein notwendig, um mit ihm durch die Stadt zu brausen. Zielgruppe, ganz klar: junge Menschen.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Aachener Antwort

    2015 gründete Günther Schuh auf dem Campus der RWTH Aachen die e.GO Mobile AG. Bekannt geworden durch das Gemeinschaftsprojekt Streetscooter mit der Deutschen Post DHL, entwickelte Schuh mit seinem Team diesen Elektro-Kleinstwagen, der in Genf als Sportversion gezeigt wird. Der Verkauf des e.GO life soll im März starten, zu Preisen ab 15.900 Euro.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Skodas SUV Nr. 3

    Nach dem Erfolgsmodell Kodiaq und dem Karoq kommt nun der dritte SUV aus Mlada Boleslav. Die VW-Tochter Skoda enthüllt in Genf den Kamiq, ein „SUV für die City“, wie es im Marketing-Sprech bei Skoda heißt. Die Namen der drei Modelle sind der Sprache der Inuit entliehen, aber dort, im Norden Kanadas und in Grönland, wird der Wagen wohl kaum zum Einsatz kommen.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Volvos Tesla-Jäger

    Polestar ist die E-Auto-Marke von Volvo. Die Schweden, mittlerweile in chinesischer Hand, haben kurz vor dem Genfer Salon den Polestar 2 präsentiert. Er soll noch in diesem Jahr in Serie gehen, knapp unterhalb der Tesla-Preisklasse für 40.000 – 60.000 Euro zu haben sein. Umgerechnet 400 PS sollen für 560 Kilometer Reichweite sorgen.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Ingolstädter Elektriker

    Auch Audi will ein Tesla-Jäger sein. Die Ingolstädter haben das erste Modell der E-tron-Reihe jetzt auf dem Markt, weitere sollen folgen. Zum Beispiel dieser SUV namens Q4, den die Ingolstädter jetzt in Genf als Studie zeigen. Er soll, je nach Batteriegröße, eine Reichweite zwischen 400 und 600 Kilometern haben und 2020 auf den Markt kommen.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Elektrischer Offroader

    Die Marke VW hält sich in Genf zurück. Die Wolfsburger konzentrieren sich aufs zweite Halbjahr, da wird der neue Golf VIII erwartet und der Serienstart des Elektroautos ID. Auf dem Autosalon wird diese Studie des ID Buggy gezeigt in Erinnerung an die Strandbuggys der 1970er Jahre, die seinerzeit auf Käfer-Basis gebaut wurden.


  • Genfer Autosalon 2019: Piëch kommt zurück

    Piëchs Rückkehr

    Wie? Der Piëch kommt zurück? Ja, aber nicht Ferdinand, der in Wolfsburg in Ungnade gefallene Ex-VW-Patriarch, sondern Anton, einer von Ferdinands Söhnen. Der hat Piëch Automotive gegründet und will mit dem „Mark Zero“ im Segment der Sport-E-Flitzer mitmischen. Es heißt, man habe „keinen gefunden, der unsere Wünsche erfüllen kann“, daher habe man sich entschlossen, den Wagen selbst zu bauen.

    Autorin/Autor: Henrik Böhme


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