Tuesday, 16th April 2024
16 April 2024

„Wie ein Idiot benommen“: „Ballon d’Or“ gipfelt in Sexismus-Debatte

„No“: Ada Hegerberg konterte den sexistischen Spruch souverän.


Stolz nimmt die Norwegerin Hegerberg als erste Fußballerin einen „Ballon d’Or“ entgegen und hält eine beeindruckende Rede. Dann wird sie gefragt, ob sie mit dem Hintern wackeln wolle. Die Empörung über das „Beispiel für den lächerlichen Sexismus“ im Sport ist enorm.

Ada Hegerberg warf ein verächtliches "No!" in den Festsaal und wandte sich fassungslos ab. Zwar schien später alles wieder in Ordnung zu sein, die Geehrte posierte mit ihrem Goldenen Ball in der Nacht von Paris vor dem Triumphbogen. Der sexistische Twerking-Spruch des Moderators Martin Solveig auf der "Ballon d'Or"-Gala hatte aber längst einen Aufschrei ausgelöst.

Tennisstar Andy Murray fand klare Worte für den vermeintlichen "Twerking"-Witz.

Ob sie "twerken", also beim Tanzen anzüglich mit dem Hintern wackeln könne, hatte der populäre französische DJ die norwegische Spitzenfußballerin auf der Bühne gefragt. Ein Raunen ging durchs edle Publikum, in der ersten Reihe senkte Weltstar Kylian Mbappé beschämt den Kopf. "Ein weiteres Beispiel für den lächerlichen Sexismus, den es noch immer im Sport gibt", schrieb als einer von vielen Empörten der zweimalige Wimbledonsieger Andy Murray bei Instagram: "Warum müssen sich Frauen immer noch mit solchem Scheiß abgeben?"

Die Aufregung nahm besonders in den Sozialen Netzwerken große Ausmaße an, obwohl Solveig sich mit einer Entschuldigung aus der Affäre zu ziehen versuchte, und Ada Hegerberg gelassen blieb. Die 23-Jährige, in der Wahl von Fachjournalisten als beste Spielerin der Welt ausgezeichnet, willigte im Grand Palais sogar noch in einen Tanz ohne Hinter(n)gedanken ein. "Ich habe das überhaupt nicht als sexistisch empfunden", berichtete sie, und sie schrieb bei Twitter: "Welch eine Nacht!"

Solveigs Geschmacklosigkeit wäre ohnehin zutiefst unangemessen gewesen, in direktem Zusammenhang mit Hegerbergs vorheriger Rede wirkte sie geradezu absurd deplatziert. "Ich will mit einer Aufforderung an alle jungen Frauen enden: Bitte, glaubt an euch!", hatte Hegerberg gerufen, nachdem der Goldene Ball erstmals auch im Frauenfußball vergeben worden war. Dieser Abend zeige allen Mädchen, "dass es möglich ist, große Träume zu haben und diese Träume auch zu verwirklichen". Im Publikum weinte ihre Mutter vor Glück.

"Vorbildlich gelöst"

Dann kam Martin Solveig ("Ein misslungener Witz"), der sein Verhalten auch auf sein schlechtes Englisch schob. "Er hat sich vollkommen lächerlich gemacht und wie ein Idiot benommen", schimpfte TV-Experte Jesper Mathisen im norwegischen Fernsehen: "Er ist erledigt." Hegerberg, die für Olympique Lyon stürmt und einst zwei Jahre bei Turbine Potsdam spielte, habe das "vorbildlich gelöst". "Sie hätte auch wutentbrannt von der Bühne stürmen können." Das tat sie nicht. "Ich habe einen Walzer und einen Goldenen Ball bekommen, also was soll's!", sagte Hegerberg. "Ich finde, es gibt eine Menge anderer Themen zu diskutieren, wenn wir über sexuelle Belästigung reden."

Andererseits: Die männlichen Preisträger Luka Modric (Real Madrid/bester Spieler) und Mbappé (Paris St. Germain/bester Spieler unter 21) hatte niemand zum "Twerken" aufgefordert.

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