Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

Tatsache oder Trugschluss: Hilft Honig gegen Husten?

Der Brustkorb schmerzt und die Bronchien pfeifen: Hustenattacken zählen zu den unangenehmsten Symptomen einer Erkältung. Kann Honig die Qual lindern?

Honig als Hausmittel: Im Jahr isst jeder Deutsche durchschnittlich ein Kilogramm des Süßmachers.

Husten ist an sich eine praktische Sache: Er befördert Fremdkörper aus den Atemwegen und lässt uns wieder frei durchatmen. Das ist vor allem bei einer Erkältung sinnvoll, wenn sich in den Bronchien zäher Schleim bildet, der nach draußen befördert werden muss. Das lässt uns husten und husten – manchmal ohne Unterlass.

Jetzt gilt es viel zu trinken, sinnvoll sind etwa Kräutertees mit Thymian. Oft wandert auch ein Löffel mit Honig in das Glas – das süßt den Tee und soll auch gegen den Husten helfen. Doch bringt das überhaupt etwas?

Ganz abwegig erscheint der Gedanke nicht. Bienenprodukte sind für ihre heilsame Wirkung bekannt, etwa das Kittharz der Tiere, auch Propolis genannt. Bienen sammeln es von Baumknospen und verwenden es im Bienenstock zur Desinfektion. In Experimenten wirkte Propolis bakterizid und fungizid, es tötete also Bakterien und Pilze ab. Als Tinktur aufgetragen soll das Mittel Hautekzeme und entzündete Mundwinkel bekämpfen.

Honig – ein uraltes Hausmittel

Ähnlich heilsame Wirkungen werden auch Honig zugeschrieben, besonders in der Volksmedizin ist das Bienenprodukt beliebt. Die Liste der potenziellen Gesundmacher ist jedenfalls lang: Honig besteht aus mehr als 200 Inhaltsstoffen – neben verschiedenen Zuckern enthält er Mineralien, Vitamine, Antioxidantien, Enzyme und Phenole. Letztere sollen desinfizierende und antiseptische Eigenschaften besitzen.

In einer kleinen Studie gingen US-Forscher der Frage nach, ob Honig Erkältungssymptome lindern kann. Dafür teilten sie 105 erkältete Jungen und Mädchen in drei Gruppen auf: Die erste Gruppe erhielt vor dem Schlafengehen etwas Buchweizenhonig, die zweite ein gängiges Hustenmittel und die dritte keines von beiden. Am nächsten Morgen wurden die Eltern befragt: Wie gut hatten Kind und Eltern geschlafen? Wurden sie nachts oft durch Hustenattacken geweckt? Tatsächlich erzielte der Honig die besten Ergebnissen: Er linderte die nächtlichen Hustenanfälle der Kinder und ließ sie besser schlafen.

Was könnte für die Wirkung verantwortlich sein?

Eine weitere kleine Studie aus dem Jahr 2012 scheint diesen Effekt zu bestätigen: Die Forscher  teilten 300 erkältete Kinder zwischen einem und fünf Jahren in Gruppen auf. Den ersten drei Gruppen verabreichten sie je eine von drei Honigsorten, die vierte erhielt dagegen ein Placebo. Und auch hier zeigte sich: Die Kinder, die vor dem Zubettgehen Honig bekommen hatten, schliefen tendenziell ruhiger. Zwar besserten sich die Erkältungssymptome auch in der Placebogruppe, allerdings waren die Änderungen hier nicht statistisch relevant.

Die Schlüsse, die sich aus diesen kleinen Studien ziehen lassen, sind zwar begrenzt, doch immerhin gibt es Anhaltspunkte, die eine Wirkung erklären könnten: So ist bekannt, dass Honig die Wundheilung  beschleunigt und entzündungshemmend wirkt. Auch antioxidative und antimikrobielle Eigenschaften werden ihm zugeschrieben. Zudem enthält er viel Zucker und regt die Speichelproduktion an. Diese Feuchtigkeit könnte sich auf gereizte Schleimhäute legen und zu einer Linderung beitragen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Tee und Honig gegen eine Erkältung: „Die meisten Hausmittel sind harmlos, im Gegensatz zu kommerziellen Mitteln, die unter Umständen schädliche Stoffe beinhalten.“ Der Gebrauch von sanften und sicheren Mitteln solle daher unterstützt werden.

Fazit

Der endgültige Beweis, dass Honig gegen Husten hilft, steht noch aus. Allerdings wird eine entsprechende Wirkung diskutiert – sie erscheint theoretisch zumindest möglich. Wer möchte, kann vor dem Schlafengehen ein bis zwei Löffel Honig einnehmen, am besten vor dem Zähneputzen. Nicht geeignet ist das Mittel dagegen für Kinder unter einem Jahr: Honig ist ein Naturprodukt und kann Keime enthalten, die bei kleinen Kindern zu Vergiftungserscheinungen führen.

Dieser Artikel stammt aus unserem Archiv.

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