Friday, 19th April 2024
19 April 2024

Grippe 2018: Warum dieses Jahr ein Vierfach-Impfstoff gespritzt wird

Im vergangenen Winter fiel die Grippewelle ungewöhnlich schwer aus. Das soll sich nicht wiederholen. Deshalb steht dieses Jahr ein anderer Impfstoff bereit.

Insgesamt rund 13,3 Millionen Grippe-Impfstoff-Dosen standen Anfang Oktober hierzulande bereit

Es ist ruhig bislang. Nur 32 durch Laboruntersuchungen bestätigte Grippefälle wurden bundesweit im aktuellen, wöchentlich veröffentlichten Lagebericht der laufenden Saison verzeichnet. Die beginnt offiziell immer mit der 40. Kalenderwoche, auch wenn die Zahl der

Influenza-Erkrankungen erfahrungsgemäß erst ein paar Wochen später deutlich über das niedrige Normalniveau ansteigt.

Zu den Instrumenten der bei uns mit der Influenza-Vorsorge beauftragten Behörden unter Federführung des Berliner Robert Koch Instituts (

RKI) gehören landesweite Stichproben aus bestimmten, über das Land verteilten Arztpraxen, in denen Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen vorstellig werden. Denn die „echte“ Grippe ist vor allem ein fiebertreibender Angriff der Viren auf die Lunge. In keiner der Proben, die im Rahmen des Frühwarnsystems untersucht wurden, konnten jedoch schon Influenza-Erreger nachgewiesen werden.

Die Grippe geht somit noch nicht um. Auch die Zahl der aus den Praxen gemeldeten akuten Atemwegserkrankungen liegt mit nicht einmal 100 pro Woche im unauffälligen Bereich. Alles gut also? Und warum dann trotzdem die Aufrufe zur Impfung, zumal die gegen die durchaus schon verbreiteten Erkältungskrankheiten mit Halsschmerzen, Schnupfen und

Husten nicht hilft? Diese Malaisen gehen schließlich auf ganz andere Viren zurück als die Grippe.

Ähnlich ruhig wie jetzt war es auch vor einem Jahr, obwohl bereits in der 40. Kalenderwoche drei Proben positiv auf Influenza-B-Viren getestet worden waren. Ein deutliches Warnsignal, wie wir heute wissen, damals aber noch zu schwach, um gehört zu werden. Das hätte auch nicht viel geholfen, denn die

Impfstoffe waren da schon in den Apotheken.

Grippesaison 2017/2018 forderte Hunderte Todesfälle

Um den Jahreswechsel folgte dann eine Grippewelle, so heftig, wie sie hierzulande lange nicht beobachtet worden war. Wegen Beschwerden, die auf eine Influenza zurückgingen, kam es in Deutschland zu geschätzt neun Millionen Arztbesuchen, zwei Millionen mehr als bei früheren schweren Epidemien. In etwa 45.000 Fällen führte der Gang zum Arzt direkt weiter ins Krankenhaus. Für 1287 Patienten endete eine auch im Labor bestätigte Grippe-Infektion tödlich. Die tatsächliche Zahl der Opfer aber, so schätzen etwa Experten der Ständigen Impfkommission des RKI, dürfte zehnfach höher sein, weil die meisten Fälle gar nicht zentral erfasst werden.

Natürlich heilen:
Hilfe bei Halsschmerzen und Co – diese Hausmittel sollten Sie kennen

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Halsschmerzen

Der Name der Salbeipflanze leitet sich vom lateinischen Wort „salvare“, also heilen, ab. Tatsächlich wirkt die Pflanze antibakteriell und hemmt das Wachstum von Viren und Pilzen. Zum antiseptischen Effekt kommen noch abschwellende und gefäßabdichtende Eigenschaften, das im ätherischen Öl enthaltene Thujon wirkt schmerzlindernd. Die Experten der Kommission E, einem Expertengremium für pflanzliche Arzneimittel, raten bei Mund- und Rachenentzündungen deshalb zum Gurgeln mit Salbeitee.

Rezept

➝ Einen Teelöffel getrocknete Salbeiblätter mit einem halben Liter kochendem Wasser übergießen.

➝ Zehn Minuten ziehen lassen und den Tee abgießen.

➝ Mehrmals täglich damit gurgeln bis die Beschwerden abklingen.

Ungewöhnlich war auch die Länge der vergangenen Saison. Erst nach 15 Wochen – Anfang April – war diese Grippewelle abgeebbt. Und es kam eine Besonderheit dazu: Etwa 70 Prozent der in dieser Zeit nachgewiesenen Viren gehörten zum Influenza-Typ B, nicht zum Typ A, gegen den in der Saison normalerweise angekämpft wird. Influenza-A-Viren gelten wegen ihrer verglichen mit der B-Variante ausgeprägteren Wandlungsfähigkeit und der daraus resultierenden Vielzahl von Erreger-Stämmen als besonders gefährlich. Alle verheerenden Seuchenzüge, die wie die „Spanische Grippe“-Pandemie vor genau hundert Jahren Millionen Leben gekostet haben, gingen auf Erreger der Influenza-A zurück. In der vergangenen Saison jedoch dominierte plötzlich ein B-Virus-Stamm das Geschehen. Zwar war er bei Weitem nicht so rabiat wie das Virus 1918/19. Doch es traf eine unvorbereitete Bevölkerung. Die jährlich neu zusammengesetzten und bis zur Saison 2012/13 allein verfügbaren Impfstoffe mit drei Komponenten neben zwei A-Stämmen enthalten immer auch einen B-Stamm. Im vergangenen Jahr aber war das der falsche: ein Vertreter der Victoria- statt der Yamagata-Linie. Seit den 1970er Jahren gibt es diese beiden genetisch deutlich unterscheidbaren Familien der B-Viren, nachdem diese zuvor nur wenig Wandlungspotenzial gezeigt hatten und daher weitgehend homogen blieben.

Als sich dann im Herbst und Winter vergangenen Jahres ein Stamm der Yamagata-Linie verbreitete und die Grippe-Epidemie rasch dominierte, waren hierzulande selbst die meisten Geimpften schutzlos. Nur wer das Glück hatte, einen der da noch wenig genutzten und zudem teureren Vierfach-Impfstoffe zu bekommen, entwickelte in seinem Immunsystem auch den Schutzschild gegen Grippeviren der Yamagata-Linie. Sie in das Impfprogramm aufzunehmen, hatte die Weltgesundheitsorganisation zwar nach entsprechenden Entwicklungen auf der Südhalbkugel bereits empfohlen. Doch da die Massenproduktion der Impfstoffe in Hühnereiern Monate dauert und noch einmal Monate vergehen, bis alle Dosen ausgeliefert sind, konnten nicht in ausreichender Menge wirkungsvolle Präparate hergestellt werden.

Grippe 2018 – die Kassen zahlen die Kosten für den Vierfach-Impfstoff

Das ist in diesem Jahr anders. Der zunehmenden Gefahr durch Influenza-B-Viren wurde rechtzeitig dadurch begegnet, dass weltweit Vierfach-Impfstoffe mit beiden B-Linien empfohlen und nun auch in weitaus größeren Mengen als zuvor produziert wurden. In Deutschland riet die Ständige Impfkommission am RKI im November 2017 allgemein zu den Vierern. Dieser Haltung haben sich inzwischen auch die gesetzlichen Krankenkassen angeschlossen. Sie übernehmen ab der jetzt anlaufenden Saison erstmals die Kosten für den umfassenderen Schutz. Abhängig von der jeweiligen Kasse gilt das zumindest für die vom RKI ausgewiesenen Risikogruppen. Dies sind vor allem Menschen ab dem 60. Lebensjahr, Schwangere ab dem zweiten Trimester, Menschen mit einem „Grundleiden“ wie Asthma oder anderen chronischen Erkrankungen sowie die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Etliche Kassen übernehmen die Impfung aber auch für alle anderen.

Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, stellt Infektionsmediziner allerdings noch lange nicht zufrieden, nicht einmal die der eigenen Zunft. Zwar sind etwa zwei Drittel der Ärzte gegen Grippe geimpft. Beim Pflegepersonal und in therapeutischen Berufen jedoch ist es nur ein Drittel. Ähnlich dürftig ist die Quote bei den Älteren über 60. Auch von ihnen schützt sich nur etwa jeder Dritte gegen Influenza. Immerhin scheint die schwere Infektionswelle des vergangenen Winters bei manchem ein Umdenken befördert zu haben. Denn plötzlich war Influenza nicht nur eine theoretische Möglichkeit, sondern traf auch einen selbst, dazu Familienangehörige oder auch Arbeitskollegen.

So sind nach einer kürzlich veröffentlichten repräsentativen Onlinebefragung in diesem Jahr immerhin 43 Prozent der Gesamtbevölkerung bereit, sich impfen zu lassen. Bei den Menschen ab dem 60. Lebensjahr liegt die Quote sogar bei 58 Prozent. Allerdings werden erst die Statistiken des kommenden Jahres zeigen, was aus diesen guten Vorsätzen schließlich geworden ist – und auch, ob die Impfstoffe für die jetzt anlaufende Saison richtig gemixt wurden.

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